Themen
|
Ödipuskomplex
Vom positiven Ödipuskomplex wird der negative unterschieden. Im positiven Ödipuskomplex geht es um die Wiedervereinigung mit dem mütterlichen Ursprung, ein tödlicher Rücksog, vor dem die Flucht in den negativen Ödipuskomplex bewahrt. Dieser ist die Identifikation mit dem Vater, die es ermöglicht, die Mutter zu disponieren durch die homosexuelle Verbindung mit dem Vater. Sie ermöglicht die Verfügung über die Mutter. Der negative Ödipuskomplex ist die Mutterauslöschung mit Hilfe des Vaters und führt zu einer allgemeinen Homosexualisierung.
Diese Darstellung gilt für den Sohn. Für die Tochter hat der Mutter-Inzest und der Vatermord immer schon stattgefunden.
Der Ödipuskomplex ist das Phantasma der Selbstaneignung als Aneignung des eigenen Ursprungs, der Eltern, als Vatermord (Vaterersetzung, selbst zum Vater werden) und Mutterinzest – eine Selbstaneignung, die sich im Narzissmus und in der Arbeit des Todestriebs fortsetzt. Der Ödipuskomplex ist die Indifferenzierung des generationssexuellen Verhältnisses, die sich im Narzissmus fortsetzt als Indifferenzierung des Selbst als alles umfassende Totalisierung.
Der Ödipuskomplex bedeutet Autokreationismus, was den Triebbegriff ausmacht.
Der tote Vater ist das Mittel zur inzestuösen Bemächtigung der Mutter. Als diese tote Mutter werde ich im toten Vater wiedergeboren, körperlos-spirituell-jenseitig-unsterblich. Wiedergeburt im Geiste.
Durch Ödipalisierung wird die schuldgenerative Arbeit des Todestriebs überdeckt und reduziert, was zu einer Paranoisierung der Generationssexualität führt.
Notizen:
Der negative Ödipuskomplex wird durch den positiven Ödipuskomplex abgewehrt (und dieser wiederum durch die Ignoranz der Normalität).
|
Anschlüsse
Norman O. Brown, Zukunft im Zeichen des Eros, 151f.:
"Das Ödipusproblem ist nicht, wie Freuds frühere Formulierungen vermuten lassen, eine natürliche Liebe zur Mutter, sondern, wie seine späteren Schriften feststellen, eine Frucht des Konfliktes der Ambivalenz und ein Versuch, diesen Konflikt durch narzißtischen Größenwahn zu überwinden. Der Kern des Ödipuskomplexes ist der Wunsch, Gott zu werden; nach Spinoza: causa sui, nach Sartre: être-en-soi-pour-soi. So enthüllt sich deutlich der Narzißmus des Kindes, korrumpiert durch die Flucht vor dem Tode."
|