Themen
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Schreiben/Schrift
Schrift ist die Prothese des Gedächtnisses. Sie ist ein Veräußerungsprodukt des Todestriebs (= Ich), insofern eine Form der Gewalt. Schreiben ist Leichenproduktion (Mortalität der Schrift).
Das Phantasma der Schrift als fixierter Repräsentation ist Präsenz, die sich gleichwohl als Schrift in eine uneinholbare Vergangenheit entzieht.
Schreiben ist Selbsthervorbringung, Auslöschung von Heteronomie, eine inzestuöse Assimilation des Mutterkörpers, eine Gestalt des Muttermords.
Der "Fundamentalaggressivität der Schrift (HH)" (PIV III, 109) entspricht die Aggressivität des Schreibenden, Schrift ist der "schaffende Tod". Auch die in Schrift abgelegte Klage entkommt nicht der Schriftgewalt, der "Schriftviolenz" (ebd., 110), der "skripturalen Tötungspotenz" (ebd., 111).
Die Ataraxie der Schrift verschließt ihre Gewalt in sich, indem sie sich als Ding ablagert.
Ich, scribebouillard; in: Pathognostische Interventionen III, 109
Notizen:
Exkulpation durch Schreiben? Durch Totenerweckung?
der in die Schrift eingeschlossene Schrei
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Anschlüsse
Michel Foucault, Das giftige Herz der Dinge, 71:
"Schreiben heißt, sich in diesem Abstand einzurichten, der uns vom Tod trennt, und von dem, was tot ist. Zugleich ist es das, worin sich dieser Tod in seiner Wahrheit entfalten wird, nicht in seiner verborgenen und geheimen Wahrheit, nicht in der Wahrheit dessen, was er war, sondern in dieser Wahrheit, die uns von ihm trennt, die bewirkt, dass wir nicht tot sind, dass ich dann, wenn ich über tote Dinge schreibe, nicht tot bin."
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