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Urverdrängung
Die Verdrängung setzt ein Unbewusstes voraus. Deshalb unterscheidet Freud die Urverdrängung von der eigentlichen Verdrängung. Das Urverdrängte bildet den Kern des Unbewussten und stellt eine Anziehungskraft dar für weitere Verdrängungen. Das Urverdrängte ist nicht erinnerbar.
Pathognostisch ist die Urverdrängung die ursprüngliche (körperschaffende) Körperverwerfung, der Übergang vom »Ursadismus« (der mit dem »primären Masochismus« identisch ist) in den »ursprünglichen Sadismus«. Der in der Urverdrängung verworfene Körper kehrt wieder als totes, exkulpierendes Ding. Dieser Vorgang ist Ausdruck des Todestriebs. Insofern sind die Dinge Todestriebrepräsentanzen.
Die Dinge sind als Wiederkehr des Urverdrängten eine kompensierende Überbietung des sterblichen Körpers.
Es liegt nahe, anzunehmen, dass das unerinnerbare Trauma der Geburt als Sterblichkeitserfahrung die Urverdrängung konstituiert, sowohl konkret lebensgeschichtlich wie transzendental-ontologisch. An die Stelle der Erinnerung (Repräsentation) tritt eine "angstdurchsetzte Körperimprägnierung" (TDN, 148). Sie führt zum "fluchtigen Selbstzusammenzug" (PGS VIII, 29) des Menschen, zum todesmimetischen Absolutheitsphantasma (Selbst, Gott), dieser aus dem Tod geborenen Inzestuosität.
Die "projektive Absolvenz" (HPS, 83) der Repräsentation ist die einzige Rettung aus der Urverdrängung.
Zur Archäologie der Gewalt; in: Todesnäherungen, 148
Auszüge aus einem Vortrag titels »Jenseits der Biologie - Überlegungen zu einer philosophischen und psychoanalytischen Wissenschaftskritik«; in: Pathognostische Studien VIII, 29
Hinführung zu einer Psychoanalyse der Sachen (Pathognostik), 83
Notizen:
"Die »Urverdrängung«, sie ist die kulturale todesadaptiv gewaltsame Todesabhaltung schlechthin, zugleich dagegen die ganze Gerechtigkeit des in Krieg und Krankheit letztmagisch abgefangenen Scheiterns derselben." (TDN, 93)
Anschlüsse
Manfred Pohlen / Margarethe Bautz-Holzherr, Eine andere Aufklärung. Das Freudsche Subjekt in der Analyse, 196f.:
"Die konstitutive Gespaltenheit des Menschen als Subjekt vollzieht sich – wie wir meinen – in der Urverdrängung, die sich als Urmasochismus in der Inversion des Triebes niederschlägt. Der Urmasochismus scheint die erste Repräsentanz des Triebes zu sein. Diese Beziehung von Urverdrängung und Urmasochismus, der eigentlich ein Ursadismus ist, ist nahegelegt und gibt der Urverdrängung als primärem Schöpfungsakt erst ihre eigentliche Bedeutung."
Abkürzungen der zitierten Werke:
AML = Aus meinem Leben. Posteriore Urszenen
APA = Apokalypse des Abbilds
HPS = Hinführung zu einer Psychoanalyse der Sachen (Pathognostik)
HTH = Hype-Thinking
KAU = Kaum (1-4)
KFO = KoreFashionista
KML = Kainsmale
LDK = Leib - Ding - Körper (I-III)
LIZ = Logik und Inzest (I-III)
LPG = Lectiones pathognosticae
LUI = Logik und Inzest (Die Eule Nr. 4)
MAT = Minora aesthetica
MTA = Metastasen
OAT = Omissa aesthetica
ODC = Oedipus complex
PAK = Psychoanalyse und Kantianismus
PGS = Pathognostische Studien (I-XIII)
PIV = Pathognostische Interventionen (I-VI)
RET = Retro (I-III)
RSD = Rückstände
RVL = Revival (1-4)
TDN = Todesnäherungen
TRT = Traum - Traum 1999
TTS = Taumel und Totenstarre
UDS = Die Utopie des Sadismus (Die Eule Nr. 3)
VIO = Violentiae
ZRS = Zerstreuungen