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Subsistenzsexualität
Subsistenzsexualität ist die pathognostische Bezeichnung für Nahrungsaufnahme und -abgabe. Sowohl bei der Nahrungs­aufnahme wie bei der Sexualität im herkömmlichen Sinn geht es um Indifferenzierung des Selbst-Anderen-Verhältnisses, was sich als inzestuöser Vorgang beschreiben lässt.
Die sexuelle Dimension der Nahrungsaufnahme ist in der frühen Kindheit besonders manifest (»orale Phase«), aber auch in späteren Lebensphasen verschwindet sie nicht. Die Nahrung ist der Mutterkörper, das Essen kann man als eine Suche nach der Mutter bezeichnen.
Nahrung wird als schuldbehaftet empfunden (was sie auch objektiv ist angesichts der Gewaltverhältnisse ihrer Produktion), diese Schuld wird im Vorgang des Essens bedrohlich freigesetzt und manchmal mit der Verweigerung der Nahrungsaufnahme pariert.
Die Nahrungsaufnahme ist gewaltförmig, es geht es um Anderen-Zerstörung zwecks Selbsterhaltung (»nutrimentales Mordwesen« - (PGS IX, 74)). Inkorporativ zerstört wird der Mutterkörper.
Das Essen ist die Urform des Begehrens. Das Begehren zielt letztlich immer auf den Inzest: das Sich-selbst-Genügen, die Absolutheit, die Indifferenz (es gibt kein Außen, alles ist in mir).
Der »intestinale Inzest« (PIV II, 98) scheitert an der Defäkation – nur koprophagisch wäre der Inzest (das Einssein mit mir) zu retten, aber mit letalen Folgen – stattdessen gibt es dann den vorläufig rettenden Übergang von den Exkrementen zu den Dingen – und von den Dingen her dann die Rückaneignung der Dinge in den Körper als Psychose – die »Arschmahlzeit der Dinge«.
Göttliche Gnomen über Gewalt. Eine Sürprise; Pathognostische Studien IX, 74
Konversionshistrionik. Initiativen zu einem abweichenden Aufschluß der Defensive Konversion, am Beispiel Diarrhö; in: Pathognostische Interventionen II, 98
Anschlüsse
Jean-Paul Sartre, Das Sein und das Nichts, 1050f:
"Essen heißt ja sich durch Zerstörung aneignen und zugleich sich mit einem bestimmten Sein zustopfen. Und dieses Sein ist als eine Synthese von Temperatur, Dichte und eigentlichem Geschmack gegeben. Mit einem Wort, diese Synthese bedeutet ein gewisses Sein; und wenn wir essen, so beschränken wir uns nicht darauf, gewisse Eigenschaften dieses Seins durch den Geschmack zu erkennen; indem wir sie schmecken, eignen wir sie uns an. Geschmack ist Assimilation; die Zähne enthüllen eben durch den Akt des Zermahlens die Dichte des Körpers, den sie in eine Speisekugel verwandeln. Daher ist die synthetische Intuition der Nahrung in sich selbst assimilierende Zerstörung. Sie enthüllt mir das Sein, mit dem ich mein Fleisch machen werde."
Abkürzungen der zitierten Werke:
AML = Aus meinem Leben. Posteriore Urszenen
APA = Apokalypse des Abbilds
HPS = Hinführung zu einer Psychoanalyse der Sachen (Pathognostik)
HTH = Hype-Thinking
KAU = Kaum (1-4)
KFO = KoreFashionista
KML = Kainsmale
LDK = Leib - Ding - Körper (I-III)
LIZ = Logik und Inzest (I-III)
LPG = Lectiones pathognosticae
LUI = Logik und Inzest (Die Eule Nr. 4)
MAT = Minora aesthetica
MTA = Metastasen
OAT = Omissa aesthetica
ODC = Oedipus complex
PAK = Psychoanalyse und Kantianismus
PGS = Pathognostische Studien (I-XIII)
PIV = Pathognostische Interventionen (I-VI)
RET = Retro (I-III)
RSD = Rückstände
RVL = Revival (1-4)
TDN = Todesnäherungen
TRT = Traum - Traum 1999
TTS = Taumel und Totenstarre
UDS = Die Utopie des Sadismus (Die Eule Nr. 3)
VIO = Violentiae
ZRS = Zerstreuungen