Themen
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Erwachen
Beim Erwachen tritt der Weltbezug an die Stelle des Traums. Dazwischen wie ein Spalt eine Epiphanie des Nichts als Effekt der Traumausschöpfung. Vielleicht gibt es deshalb kurz vor dem Erwachen einen Rückfall in den Tiefschlaf, aus dem gleichsam die Dinge hervorgeholt werden, und ein kurzes Erwachen beim Übergang vom Traum in den traumlosen Schlaf. Am Ende jedes Traums träumt der Traum den Tiefschlaf (die »Todeswand«). Kurz vor dem Erwachen gibt es die "Todesentropie des Schlafrückfalls" (RET III, 48). Und diese Krise wird kurz zuvor geträumt.
Jeder Traum ist ein Weckreiztraum. Der Weckreiz ist ein Anstoß zur Differierung von Körper und seinem dinglichen Doppelgänger. Es geht um die Wiedergewinnung des lebenden Körpers aus dem toten Körper.
Rund um die Uhr. Gedanken zu Kontinuität und Bruch in Schlafen, Träumen sowie Wachen; in: Retro III (1995-2005), 48
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Anschlüsse
Hans Blumenberg, Begriffe in Geschichten, 148:
"Man kommt zu sich, das ist eine unglaubliche Sache, jedes Aufstehen eine Auferstehung, weil alles dagegen spricht, daß sich das Bewußtsein auf seine Unterbrechung eingelassen hat: Es ist seinem Wesen nach, was Unterbrechungen nicht erträgt. Was als Pathologie der Schlaflosigkeit erscheint, ist vielmehr das Sich-Durchsetzen der Normalität des Daseins als »Sorge« um sich, zunehmend im Alter, wo es immer wahrscheinlicher wird, daß es dem Bewußtsein nicht gelingt, zu sich zurückzufinden."
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