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Traum
Der Traum interessiert in seiner Funktion der Vermittlung zwischen Tod als Selbstpräsenz und Repräsentation als Selbstaufschub.
Die rettenden Trauminhalte werden produziert von einem heteronomisierten Subjekt nach den Bildungsgesetzen des Unbewussten: Verschiebung, Verdichtung, Rücksicht auf Darstellbarkeit.
Der Traum ist eine dem Verfall ausgesetzte Hülle, die diesen Verfall selbst repräsentiert. Die Hülle ist die Repräsentativität: ein Verschließen in eine Äußerlichkeit, die das Unbewusste, den Triebgrund verbirgt.
Der Traum scheitert an seiner Selbstbezüglichkeit; wenn diese hypertrophiert, kommt es zum Erwachen.
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Anschlüsse
In der Sicht der Pathognostik hält der Traum den Todessog des Schlafs durch Repräsentation auf. Der Schlaf verkörpert somit den Tod, der Traum das Leben als Todesaufschub.
Für Michel Foucault hingegen ist der Traum selbst die Begegnung mit dem Tod, der Schlaf das als Tod maskierte Leben.
Michel Foucault, Einleitung; in: Ludwig Binswanger, Traum und Existenz, 53:
"Auf dem Grunde seines Träumens trifft der Mensch auf seinen Tod, der in seiner uneigentlichsten Form nur die brutale und blutige Unterbrechung des Lebens ist, in seiner eigentlichsten Form aber die Erfüllung seiner Existenz."
Der Tod, den Foucault meint, ist nicht der Tod, dem man sich im Tiefschlaf in einer inzestuösen Selbstfusion zu nähern scheint. Es ist der Tod, der im Traum erscheint als Imagination der eigenen Existenz. Im Traum bin ich gebannt in die Unausweichlichkeit.
"Der Traum ist die Existenz, die sich zur Ödnis entleert, zum Chaos zerbricht, ins Rauschen zerfällt, sich wie ein gehetztes Tier in den Netzen des Todes verfängt." (a.a.O., 63)
Der Traum ist die Klage über den Verlust der Freiheit angesichts der Notwendigkeit, er erblickt "den Tod als das Schicksal der Freiheit" (a.a.O., 52).
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