zitierte Werke
Themen
Todestrieb
Zunächst ist der Todestrieb Regression in den Tod, Sehnsucht nach dem Tod, aber als seine magische Abwehr. Die Introjektion des Todes ist eine masochistische Anverwandlung des Todes, eine Zustimmung zum Tod als »Identifikation mit dem Aggressor«. Dies ist der Todestrieb im engeren Sinne (»Ursadismus«, der mit dem »primären Masochismus« zusammenfällt).
In einer zweiten Phase wendet sich der Todestrieb nach außen, die Passivität verwandelt sich projektiv in Aktivität, die Sterblichkeit wird projiziert als tötende Gewalt (Freud: »der aus dem Ich herausgedrängte Sadismus«). Dies ist der »ursprüngliche Sadismus«.
Der »ursprüngliche Sadismus« geht über in den »eigentlichen Sadismus«, der Todestrieb entäußert sich als Vergegenständlichung als Abwehr des Todes.
Dieser Übergang vom »Ursadismus« über den »ursprünglichen Sadismus« in den »eigentlichen Sadismus« ist der Grundvorgang der Menschwerdung als Todesmimesis (»mortalitätsmimetische Todesparierung« – PIV II, 149) und begründet die grundlegende Schuld menschlicher Existenz. Über die toten Dinge versucht der Mensch, den Tod zu disponieren, indem er diese als Todesrepräsentanzen verkennt (statt dessen sind sie Todestriebrepräsentanzen). Deshalb sind alle menschlichen Produkte todesstigmatisiert (und insofern waffenförmig). Der Todestrieb ist ein »Unsterblichkeitstrieb«, das Begehren des organlosen Körpers (= Selbstbewusstsein), die Verkennung des Todes.
Der Mode »letzte Dinge«. Psychoanalyseherkünftiges zur permanenten Vogue; in: Pathognostische Interventionen II, 149
Notizen:
Todestrieb als das Begehren, die Differenz loszuwerden (das Differieren).
Anschlüsse
Sigmund Freud, Jenseits des Lustprinzips; in: Studienausgabe Band III, 262f.:
"Wie soll man aber den sadistischen Trieb, der auf die Schädigung des Objekts zielt, vom lebenserhaltenden Eros ableiten können? Liegt da nicht die Annahme nahe, daß dieser Sadismus eigentlich ein Todestrieb ist, der durch den Einfluß der narzißtischen Libido vom Ich abgedrängt wurde, so daß er erst am Objekt zum Vorschein kommt? Er tritt dann in den Dienst der Sexualfunktion; im oralen Organisationsstadium der Libido fällt die Liebesbemächtigung noch mit der Vernichtung des Objekts zusammen, später trennt sich der sadistische Trieb ab und endlich übernimmt er auf der Stufe des Genitalprimats zum Zwecke der Fortpflanzung die Funktion, das Sexualobjekt so weit zu bewältigen, als es die Ausführung des Geschlechtsaktes erfordert. Ja, man könnte sagen, der aus dem Ich herausgedrängte Sadismus habe den libidinösen Komponenten des Sexualtriebs den Weg gezeigt; späterhin drängen diese zum Objekt nach."
Abkürzungen der zitierten Werke:
AML = Aus meinem Leben. Posteriore Urszenen
APA = Apokalypse des Abbilds
HPS = Hinführung zu einer Psychoanalyse der Sachen (Pathognostik)
HTH = Hype-Thinking
KAU = Kaum (1-4)
KFO = KoreFashionista
KML = Kainsmale
LDK = Leib - Ding - Körper (I-III)
LIZ = Logik und Inzest (I-III)
LPG = Lectiones pathognosticae
LUI = Logik und Inzest (Die Eule Nr. 4)
MAT = Minora aesthetica
MTA = Metastasen
OAT = Omissa aesthetica
ODC = Oedipus complex
PAK = Psychoanalyse und Kantianismus
PGS = Pathognostische Studien (I-XIII)
PIV = Pathognostische Interventionen (I-VI)
RET = Retro (I-III)
RSD = Rückstände
RVL = Revival (1-4)
TDN = Todesnäherungen
TRT = Traum - Traum 1999
TTS = Taumel und Totenstarre
UDS = Die Utopie des Sadismus (Die Eule Nr. 3)
VIO = Violentiae
ZRS = Zerstreuungen