zitierte Werke
Themen
Tod
Es gibt keine Vorstellung, keinen Begriff des Todes, er ist das schlechthin Nicht-Repräsentierbare. Jede vermeintliche Vorstellung des Todes ist seine Abwehr, ein Ausdruck des Todestriebs. Jede sprachlich-begriffliche Annäherung versagt, nur ihr Scheitern lässt sich verneinend versprachlichen, es sind Versuche der Usurpation des Nicht-Usurpierbaren. – Und die Erfahrung des Todes des Anderen bleibt eine »leere Anschauung«.
Eine Möglichkeit der Annäherung mag der Schlaf sein. – Im Tiefschlaf gerät man in die Nähe des Todes, aus der einen die Tiefschlafmotorik und die Träume zurückholen. Vielleicht lässt sich das Sterben als Scheitern der Parade des Tiefschlafsogs verstehen. Denn im Tiefschlaf ernähren sich die Dinge von Körper; der Tod des Körper tritt mit der Sättigung der Dinge ein. "In diesem Vorgang fusionierten der »primäre Sadismus« mit dem »primären Masochismus«, bewusstlos erotisch aufgeladen, vor beider endgültigen letalen Indifferenz." (KML, 58)
Vielleicht ist der Augenblick des Sterbens "die letzte totalnarzißtische Selbstexpansion" (PIV IV, 209). Das wäre dann der Wegfall der Repräsentation (der Traum der Mystik).
Kainsmale. Animationen zu einer unzeitigen Philosophie der Arbeit, 58
Abermals: Die Videofaszination; in: Pathognostische Interventionen IV, 209
Anschlüsse
Von den vielen Versuchen, sich dem Tod sprachlich zu nähern, ist das Buch von Jankélévitch eins der eindrucksvollsten, auch wenn es in der Hilflosigkeit gefangen bleibt:
Vladimir Jankélévitch, Der Tod, 459f.:
"Wenn es kein Danach gibt, oder (was jedoch auf das Gleiche hinausläuft) dieses Danach Nichtheit ist, ist der Tod zweifellos nichts anderes als eine unkompensierbare Vernichtung, das heißt, eine auf den Kopf gestellte Schöpfung, ein magisches Entschwinden, und wir wagen nicht einmal, uns dieses unfaßliche Herausreißen des ganzen Seins aus einem Wesen im voraus vorzustellen. Umgekehrt vermischt sich die angstvolle Erwartung des vernichtenden Augenblicks mit der Furcht vor der meontischen Ewigkeit, deren Beginn dieser Anfang ist und die in diesem Augenblick schon ganz vorgegeben ist. Dieser Augenblick wäre nicht so angsterregend, wenn er lediglich das plötzliche Eintreten eines Ereignisses im Laufe der Zwischenzeit wäre, wir haben Angst vor dem Augenblick des Todes, weil er eine Ewigkeit an Nichtsein aufreißt, von der wir keine Vorstellung haben."
Abkürzungen der zitierten Werke:
AML = Aus meinem Leben. Posteriore Urszenen
APA = Apokalypse des Abbilds
HPS = Hinführung zu einer Psychoanalyse der Sachen (Pathognostik)
HTH = Hype-Thinking
KAU = Kaum (1-4)
KFO = KoreFashionista
KML = Kainsmale
LDK = Leib - Ding - Körper (I-III)
LIZ = Logik und Inzest (I-III)
LPG = Lectiones pathognosticae
LUI = Logik und Inzest (Die Eule Nr. 4)
MAT = Minora aesthetica
MTA = Metastasen
OAT = Omissa aesthetica
ODC = Oedipus complex
PAK = Psychoanalyse und Kantianismus
PGS = Pathognostische Studien (I-XIII)
PIV = Pathognostische Interventionen (I-VI)
RET = Retro (I-III)
RSD = Rückstände
RVL = Revival (1-4)
TDN = Todesnäherungen
TRT = Traum - Traum 1999
TTS = Taumel und Totenstarre
UDS = Die Utopie des Sadismus (Die Eule Nr. 3)
VIO = Violentiae
ZRS = Zerstreuungen