Themen
|
Pathognostik
Pathognostik ist eine Erweiterung der Psychoanalyse, ihre radikalisierende Fortschreibung. In der Sicht der Pathognostik bezieht sich jede Krankheit auf Dinge oder Dingkontexte. Das Krankheitssymptom als Störung des Dinggebrauchs zapft deren Produktionsgeheimnis an, das in ihnen verschlossen ist, das Unbewusste der Dinge. Für die Pathognostik verlieren die Dinge ihre Selbstverständlichkeit, ihre Unschuld, in die sie sich in ihrem normalen Gebrauch epikalyptisch verschließen.
In der herkömmlichen Sicht der Psychoanalyse wird die Krankheit als subjektive Zutat zu den Dingen angesehen, als Projektion eines (infantilen) Unbewussten auf sie. Für die Pathognostik hingegen wird Krankheit zur Offenlegung des opferfundierten Produktionsgrundes der in ihr betroffenen Dinge. In diese Erkenntnis ist Krankheit hilflos verstrickt, weil sie der Versuch ist, sich das dingkonstitutive Opfer anzueignen. Krankheit ist Widerstand gegen die epikalyptische Unbewusstheit der Dinge, aber immer auch scheiternde Anmaßung ihrer Aneignung. Krankheit ist die ohnmächtige Verstrickung in die Gewalt und Schuld des Dingunbewussten, subjektive Aneignung der Gewaltförmigkeit der Dinge, der Vermittlungsausfall zwischen Körper und Ding.
Was ist das dingkonstitutive Opfer? Der Produktionsgrund der Dinge ist das Opfer mütterlicher Weiblichkeit als Verkörperung des Todes. Die in den Dingen verschlossene Schuld ist die verleugnete Sterblichkeit, deren Stellvertreter der Mutterkörper ist.
|
Anschlüsse
Mit welchen anderen Diskursen lässt sich die Pathognostik verbinden? Welche Konvergenzen oder Divergenzen lassen sich in anderen Texten finden, die sich mit Themen auseinandersetzen, die auch die der Pathognostik sind?
Eine Rezeption der Pathognostik fand bisher kaum statt, entsprechend gibt es in dieser Hinsicht auch kaum Anschlüsse. Gründe für Rezeptionssperren gibt es viele.
Doch es gibt Verknüpfungsmöglichkeiten. In einigen zeigen sich Parallelen zur Pathognostik, in anderen Differenzen. Sie zusammenzutragen, könnte eine Grundlage sein für die Nachholung ausgebliebener Auseinandersetzungen.
|