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Tropologisierung
Eine Trope (z.B. Metapher, Metonymie, Synekdoche, etc.) ist die Ersetzung eines Ausdrucks durch einen anderen, der nicht synonym ist. »Tropologisierung« – eine speziell pathognostische Wortschöpfung – ist also eine rhethorische Bedeutungsverschiebung mittels Tropen. Mit dem Begriff »Tropologisierung« bezeichnet Rudolf Heinz pathognostisch anverwandelnde Anschlussgedanken an einen fremden Text.
Es geht dabei weniger um das Verständnis eines fremden Textes, dieser wird vielmehr auf seine pathognostische Nützlichkeit hin »ausgebeutet«, einiges wird »alterierend« aufgenommen, anderes ignoriert, wenn es nicht passt; RH nennt das eine "»dekonstruktive« Aneignungsweise, die, jedenfalls idealiter, mit zunehmender innerer Entfernung von ihrem Ausgangssujet, umgekehrt, umso mehr demselben sich wiedernähert" (PIV II, 19).
Ob diese Tropologisierungen den aufgegriffenen Texten entsprechen, ist eher uninteressant, sie sind "Sinneröffnungen"; wichtig ist, ob sie funktionieren. Tropologisierungen denken an den Texten vorbei, sie dringen nicht in sie ein, sondern verwenden sie für eigene Interessen.
Tropologisierung ist eine gewollt antihermeneutische Prozedur, wobei "der gesteigerte Narzissmus der Selbstanverwandlung des Anderen" vor dem Narzissmus des hermeneutischen Verstehens schützen soll (PGS IV, 165); also eine narzisstische Überbietung des hermeneutischen Narzissmus.
Hat RH einen fremden Text tropologisiert, kehrt er nicht mehr zu ihm zurück, die verwendeten Bücher braucht er nicht mehr – eine Erklärung der Tatsache, dass er keine Bibliothek besitzt.
»Psychoanalyse der Dinge« - eine Chaplinade? Über einen anderen Zugang zu Pathologie; in: Pathognostische Interventionen II, 19
Vom Raum zur Zeit? Korrespondenz mit Dietmar Kamper (Anhang: Binnen-Wildnis-Pseudologien); in: Pathognostische Studien IV, 165
Anschlüsse
Gilles Deleuze / Félix Guattari, Tausend Plateaus, 13:
"Man frage nie, was ein Buch sagen will, ob es nun Signifikat oder Signifikant ist; man soll in einem Buch nicht etwas verstehen, sondern sich vielmehr fragen, womit es funktioniert, in Verbindung mit was es Intensitäten eindringen läßt oder nicht, in welche Mannigfaltigkeiten es seine eigenen einführt und verwandelt, mit welchen organlosen Körpern es seinen eigenen konvergieren läßt."
Abkürzungen der zitierten Werke:
AML = Aus meinem Leben. Posteriore Urszenen
APA = Apokalypse des Abbilds
HPS = Hinführung zu einer Psychoanalyse der Sachen (Pathognostik)
HTH = Hype-Thinking
KAU = Kaum (1-4)
KFO = KoreFashionista
KML = Kainsmale
LDK = Leib - Ding - Körper (I-III)
LIZ = Logik und Inzest (I-III)
LPG = Lectiones pathognosticae
LUI = Logik und Inzest (Die Eule Nr. 4)
MAT = Minora aesthetica
MTA = Metastasen
OAT = Omissa aesthetica
ODC = Oedipus complex
PAK = Psychoanalyse und Kantianismus
PGS = Pathognostische Studien (I-XIII)
PIV = Pathognostische Interventionen (I-VI)
RET = Retro (I-III)
RSD = Rückstände
RVL = Revival (1-4)
TDN = Todesnäherungen
TRT = Traum - Traum 1999
TTS = Taumel und Totenstarre
UDS = Die Utopie des Sadismus (Die Eule Nr. 3)
VIO = Violentiae
ZRS = Zerstreuungen