Opfer
Geopfert wird die Materie in der Produktion der Dinge (ihrer Repräsentation), in der Ausbeutung der Naturresourcen, in der Schändung der Natur. Die Schuld des sterblichen Körpers wird in die Dinge transferiert, der Körper wird phantasmatisch entschuldet. Opferstoff ist letztlich maternale Weiblichkeit, die dinglich transfiguriert wird. Arbeit ist das Sühneopfer dafür. Opferprämie ist der reibungslose Gebrauch der Dinge (Konsumtion), die Verheißung der Rückerstattung des Opfers (und damit der Opferlosigkeit).
Opfer ist Assimilation des Anderen, Fremden. Insofern ist Nahrungsaufnahme und -verdauung ein exemplarischer Opfervorgang: Die Nahrung (= Mutter) wird im "korporellen Binnenopfertempel" (PGS II, 86) des Verdauungskörpers zerstückelt und homogenisiert.
Der Verdauungskörper ist die ursprüngliche Opferstätte, wo die Mutter (= Nahrung) geopfert wird.
Die vier Ursachen des Aristoteles lassen sich auf den Opferprozess beziehen: causa materialis = Opferstoff, causa formalis = Opferritual, causa efficiens = Opferexekutive. Und die causa finalis ist die Opferausfällung, das schuldabsorbierende Ding, das Unbewusste. (KAU 2, 59)
Schamnotizen; in: Pathognostische Studien II, 86
Ödipus for ever; in: Kaum. Halbjahresschrift für Pathognostik 2, 59
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