Todesfuge
Die »Todesfuge« (»Leichenfuge«) ist die Grenzlinie der absoluten Differenz, der Differenz von Leben und Tod, von Körper und Ding. Sie ist die Opferstätte des Körper-Ding-Übergangs (Ort des »Opfertransits«).
Die Todesfuge wird vom Körper zum Ding hin überschritten als Produktion, als Vernichtung der Materie, als Opferung des Fleisches. Und vom Ding zum Körper zurück als Konsumtion, als Rückaneignung des Toten – in der Konsumtion durchdringt das Tote das Lebendige. Beide Prozesse in ihrem Zusammenhang stellen sich dar als Indifferenzierung der absoluten Differenz von Leben und Tod.
Diese Grenze kann nur durch Tötung, durch Opfer überschritten werden, was die rückwendige Ausbreitung des Toten zur Folge hat, letztlich die Vernichtung der Menschheit. Insofern ist die Todesfuge selbst das "geopferte Opferungsvermögen" (PGS IV, 125).
Letztlich geht es um Repräsentation: sie ist ein Opfervorgang als Materialitätsvernichtung und konsumatorische Opferrückerstattung des Toten, wobei der Körper entschuldet wird durch Schuldeingabe in die toten Dinge (Repräsentationen).
So ist zum Beispiel das Gehen eine fortgesetzte Überschreitung der Todesfuge: der Schritt nach vorn ist die Eingabe des Lebens ins Tote, in das Ziel, und diese Zielerreichung wird gehensgelingend konsumatorisch rückangeeignet. Diese Beglaubigung scheitert in der Agoraphobie als Aphanisis des Schritts.
Hautkrankheit (mit Phobie). Allererste Vorbereitungen zu einer Annäherung an die Psoriasis pustulosa palmaris et plantaris; in: Pathognostische Studien IV, 125
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