Agoraphobie
In der Agoraphobie verliert die Fortbewegung ihre scheinbare Harmlosigkeit. Das Ziel verdirbt als Anmaßung das Mittel des Gehens, was dieses phobisch beeinträchtigt. In der Agoraphobie zeigt sich die Gewalt der Fortbewegung, die anmaßende Souveränität des Gehens auf ein Ziel hin.
Gehen ist auf Selbstgründung bezogen, ist eine Verfügung über den Raum, den ich mir gehend aneigne. Dabei differenziert sich der Körper durch Streckung, die sich in Schritte entfaltet. Jeder Schritt ist eine Seinserzeugung, insofern er die Differenz von Diesseits und Jenseits indifferenziert. Insofern ist jeder Schritt auch eine schuldbehaftete Anmaßung.
Das Gehen ist eine opferbasierte Seinserzeugung: "Die eine lebensdiesseitige Schritthälfte wird am Krisis(Opfer/Todes)punkt opfernd eingegeben ins Todesjenseits als dieselbe Schritthälfte." (PGS I, 78). Und die Rückerstattung des Opfers garantiert die indifferenzierende Konsumtion des Gehens. Das Gehen ist ein sich fortsetzendes Opfern, das durch Rückaneignung des Opfers den Raum des Gehens erzeugt, "die Reanimation des sich in Totheit erfüllenden Schritts zu seiner Selbigkeitsfortsetzung." (PGS I, 79)
»Der Platz ist verflucht«. Zur Pathognostik von Tabu-Räumen; in: Pathognostische Studien I, 78
»Der Platz ist verflucht«. Zur Pathognostik von Tabu-Räumen; in: Pathognostische Studien I, 79
Notizen:
"Agoraphobie, (...), das ist Aphanisis des Schritts. Gehen, das in den unaufhaltsamen Sog der Todesfuge, des Schnittpunktkonzentrats hineingerät" (PGS I, 80)
"Der leere Platz sei die phantasmatische Realie von Ununterschiedenheit, Indifferenz, von Zeitenthebung, ein architektonisches Anhaltspseudos der Todesquittierung; Monument objektiven Narzißmus', Inzesttabu-Inzests, Todestriebrepräsentanz, verkannt als Todesrepräsentanz, Sterblichkeitsverfügung." (PGS IX, 146)
Das gebeugte Gehen ist die Sühne für die Anmaßung des aufrechten Gangs.
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