Klaustrophobie
"Leitfrage für die Klaustrophobie: Was ist ein geschlossener Raum und weshalb ängstigt dieser?" (RET III, 148)
Ängstigend ist ein enger Raum, der kein Außen hat, dessen Außen versperrt ist, es gibt nur die Wände, die keine Spiegel für mich sind (in denen ich mich finden könnte – deshalb gibt es Spiegel in Aufzugskabinen). Es gibt kein Außen, alles Außen ist innen; diese tote Hülle verkörpert die Selbstautarkie, das Absolutheitsphantasma.
Weil ich anmaßend der ganze Raum sein und so das Körper-Ding-Verhältnis indifferenzierend realisieren will, zieht sich Raum auf Null zusammen und zerquetscht mich. Die Differenz zwischen mir und dem mich umgebenden Raum ist in der Normalität nur scheinbar anerkannt und bricht in der Phobie zusammen.
Zur Philosophie von Krankheit; in: Retro III (1995-2005), 148
Notizen:
"Therapie als Gebrauchstravestierung: Kopfstand/Handstand. Allein, nach der wahren Therapieart muß man nicht lange und weit suchen: es sind alle Mutterleibprothesen in lokomotorischer Rücksicht, im etablierten Extrem Raumkapseln und Taucherkugeln. Will sagen: der ontologisch sowie lückenlos ontisch eingesperrte Mensch (Gottesgefängnis) hilft sich derart, daß er, homöopathisch, in härtester Einkapselung der Gefängnismauern sich in die unmenschlichen Sphären hinein begibt." (RET III, 151)
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