Psychopathologie
Psychopathologien sind Vermittlungsausfälle (Gedächtnisausfälle), in ihnen scheitert das Zusammenspiel von Indifferenz und Differenz, Inzest und Inzesttabu.
Die Inzeste objektivieren sich in die Dinge, ihr inzestuöses Produktionsgeheimnis bleibt aber in sie eingeschlossen und droht mit der Selbstzerstörung der Dinge. Die Psychopathologien sind ein subjektiver Befall durch dieses dingimmanente Zerstörungspotenzial.
Der in Autarkie umgewandelte Inzest bleibt in der Neurose anhaftend, wenn auch als Repräsentation und dadurch verborgen. Was die Neurose repräsentiert, präsentiert die Perversion in schamloser Sichtbarkeit. In der Psychose schließlich verliert sich jede Distanz in hilflose Verstrickung.
In der Neurose ist das anhaftende Dingphantasma unsichtbar verhüllt, in der Perversion sichtbar verhüllt, in der Psychose sind Hülle und Verhülltes eins und gehen ineinander über.
Psychopathologie lässt sich beziehen auf die Unterscheidung von Repräsentation, Präsentation und Sein. Psychosen und Schizophrenie sind Sein, Neurose ist Repräsentation, Perversion ist Präsentation. Perversion liegt zwischen Neurose und Psychose. Die Transparenz der Hülle bei den Perversionen, die das Innere schamlos offenbart und sanktioniert, stellt den Grund dafür dar, dass Perversionen am schwersten therapierbar sind. Und außerdem sind sie aus den Nosologien mittlerweile weitgehend verschwunden. Warum? Vielleicht weil sie ubiquitär geworden sind.
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