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Schuldflucht
Die »Urschuld« der gewussten Sterblichkeit wird phantasmatisch transzendiert in göttliche Unsterblichkeit, Absolutheit, Autarkie, was aber eine Schuldsteigerung bedeutet.
Die Transzendierung des Sterblichkeitstraumas durch das Unsterblichkeitsphantasma steigert die Schuld der Anmaßung bis hin zum Schuldselbstbefall der Krankheit. Krankheitssymptome sind scheiternde Schuldfluchten. So sind Phobien Fluchten vor der Fusion mit der in den Dingen akkumulierten Schuld, wobei diese Schuldfluchten zu einer gesteigerten Schuldaufladung der Fluchtorte führt.
Andere Gestalten der Schuldflucht sind Leiden (Sühne), Vegetarismus, Prokreationsverweigerung, Schreiben. Je stärker die Distanzierung, desto größer die Schuldflucht. Inbegriff der Schuldflucht ist die sogenannte Normalität, die sich im reibungslosen Gebrauch der Dinge erfüllt.
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Anschlüsse
Krankheit ist eine Form der Schuldflucht, die die Selbstanmaßung durch Leiden zu sühnen sucht. Ist es der Opferstatus der Krankheit, der entschuldet?
Georg Groddeck, Krankheit als Symbol. Schriften zur Psychosomatik, 174:
"Krankheit, und das ist eine Lockung, der schwer zu widerstehen ist, macht schuldlos. Der Kranke hat kein Schuldbewußtsein, oder wenigstens besitzt er ein Mittel, das Schuldgefühl zu vernichten, dadurch zu vernichten, daß er immer kränker wird, am Ende die Erkrankung so weit treibt, daß jedes Bewußtsein und damit jedes Verantwortungsgefühl aufhört."
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