Persephone
Der Mythos von Persephone (wie auch der von Athene oder von Artemis) gehört zu den Tochter-Mythen. Die Funktion der Tochter ist die Entschuldung der patrifilialen Kulturproduktion.
Persephone ist die Tochter schlechthin (zunächst als Tochter der Demeter heißt sie Kore, das Mädchen, später, als Gemahlin des Hades, heißt sie Persephone). Beim Pflücken von Blumen wird sie von Hades, der sich in sie verliebt hatte, in die Unterwelt entführt. Aus der unschuldigen Zweisamkeit mit der Mutter wird sie herausgerissen und gerät unter die Herrschaft des Totengottes, der Rationalität.
Als Kore ist Persephone das "Blumenmädchen", in homosexueller Union mit ihrer Mutter Demeter. Bei ihrer Entführung durch Hades geht es darum, die Mutter gefügig zu machen zur kulturellen Produktion durch den Sieg der Tochter über die Mutter. Ergebnis ist die Agrikultur: Vier Monate bleibt Persephone im Reich der Toten – die Zeit des Winters –, acht Monate auf der Erde bei ihrer Mutter – die fruchtbare Jahreszeit.
"Persephone, das ist ja die Kraft des schaffenden Todes im Vitalitätswust des Vegetabilen: dessen Zurichtung zum Nutriment und vor allem dessen Haltbarmachung." (MTA, 66)
Körper - Sprache - Ding. Skizze zu Elementen der Psychosomatik; in: Metastasen, 66
Ausgewählte kulturgenealogische Mythentropologien in progress (unveröffentl. Manuskript), S. 155.
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