zitierte Werke
Themen

Mystik
Die Pathognostik rehabilitiert die mystische Erfahrung, allerdings als Grenzfall der Pathologie.
In der »unio mystica« entfällt die Differenz zu den Dingen, die Dinge werden einbehalten. Es ist der Vermittlungsausfall zwischen Körper und Ding, der Verlust von Repräsentation und Gedächtnis, des »ungetrennt und unvereint«. Statt dessen das »ungetrennt und vereint«.
Es gibt den Verlust oder das Schwinden der Differenz zwischen mir und den Dingen, dieser Differenz, die die Repräsentation ermöglicht. Die Objekte sind Objekte meines Begehrens, weshalb ich an ihnen festhalten will, wenn sie mir entgehen (»peremtorische Possession« - (PIV IV, 144)). Gerade weil sie mir entgehen, will ich sie behalten, ihr Entzug führt zu dem inzestuösen Wunsch der Verschmelzung mit ihnen (»letales Einswerden«). Eine Gestalt dieser Verschmelzung an der Grenze zum Tod als ihrer Vollendung ist der Tiefschlaf. Jede Nacht geraten wir im Tiefschlaf in eine inzestuöse Nähe zum Tod als Selbstzusammenfall. Die mystische Erfahrung wäre (auch) eine Aneignung des Tiefschlafs.
Es gibt den »tödlichen Wunschweg des Körpers in die Leiche« (LDK II, 56). Die »lebendige Leiche« ist die Einswerdung mit dem todesmächtigen (insofern entschuldenden) toten Ding als Körper-Double. Die »lebendige Leiche« ist das Gottesphantasma, die ultimative Vollkommenheit als »An-und-für-sich-Sein« (Sartre).
Neurologie, ganz anders; in: Pathognostische Interventionen IV, 144
Leib - Ding - Körper II. Pathognostische Psychosomatikkritik, 56
Anschlüsse
Janine Chasseguet-Smirgel, Das Ichideal, 211:
"Die Mystik hat im Gegensatz zur Religion nichts mit dem Ödipus und mit dem Über-Ich zu tun. (Genausowenig übrigens wie die Ideologien, so wie ich sie zu definieren versuchte.) Sie entspricht dem Bedürfnis nach Vereinigung von Ich und Ideal auf dem kürzesten Wege. Sie bildet eine Fusion im Primärobjekt, und selbst wenn dieses bewußt durch Gott repräsentiert wird, bleibt es im Grunde dennoch ein Äquivalent der Mutter aus der Zeit vor der Entmischung."
Abkürzungen der zitierten Werke:
AML = Aus meinem Leben. Posteriore Urszenen
APA = Apokalypse des Abbilds
HPS = Hinführung zu einer Psychoanalyse der Sachen (Pathognostik)
HTH = Hype-Thinking
KAU = Kaum (1-4)
KFO = KoreFashionista
KML = Kainsmale
LDK = Leib - Ding - Körper (I-III)
LIZ = Logik und Inzest (I-III)
LPG = Lectiones pathognosticae
LUI = Logik und Inzest (Die Eule Nr. 4)
MAT = Minora aesthetica
MTA = Metastasen
OAT = Omissa aesthetica
ODC = Oedipus complex
PAK = Psychoanalyse und Kantianismus
PGS = Pathognostische Studien (I-XIII)
PIV = Pathognostische Interventionen (I-VI)
RET = Retro (I-III)
RSD = Rückstände
RVL = Revival (1-4)
TDN = Todesnäherungen
TRT = Traum - Traum 1999
TTS = Taumel und Totenstarre
UDS = Die Utopie des Sadismus (Die Eule Nr. 3)
VIO = Violentiae
ZRS = Zerstreuungen