Themen
|
Schmerz
Der Schmerz wendet sich gegen die Dingwerdung des Körpers, er versucht den Körper gegen den Todessog zu bewahren. Das Begehren der Dingwerdung zielt auf die Fusion von Für-sich und An-sich, auf Absolutheit, auf Gottwerdung (Gott ist die Maske des Todes).
Der Körper begehrt todesabwehrend zum Ding zu werden, zur Selbstidentität des An-sich, aber gleichzeitig fühlbar, d.h. zur »lebendigen Leiche«, zum »An-und-für sich« (Sartre). Schmerz ist als Begleitung dieser Dingwerdung die Warnung vor dem Übergang des Körpers ins Ding.
Schmerz ist die Setzung der Differenz gegen die letztlich tödliche Fusion (oder die vollständige Trennung) von Körper und Ding, Einspruch gegen den krankheitskonstitutiven Vermittlungsausfall, die letztlich tödliche Körper-Ding-Indifferenzierung. Schmerz ist die Blockierung des Übergangs des Körpers ins Ding und des Dings in den Körper. Insofern ist Schmerz der Gegenspieler der Transsubstantiation, die die Differenz von Körper und Ding auslöscht.
Ein Ausdruck für den Vermittlungsausfall zwischen Körper und Ding ist die Gedächtnislosigkeit des Schmerzes, man kann ihn selbst nicht erinnern (nur halluzinieren).
Was hat es auf sich mit dem chronischen Schmerz und dem Schmerzausfall bei manchen Krankheiten? Der Dauerschmerz ist ein selbstbezüglicher Schmerz, der in sich hypertrophiert; der ausbleibende Schmerz ist der selbstbezügliche Schmerz als Schmerzentzug in Nicht-Repräsentativität.
Notizen:
Schmerz als Entschuldung.
Wenn die Aufzeichnung in die Konsumtion hineingetragen wird, entsteht Schmerz (?).
|
Anschlüsse
Schmerz ist das Begleitphänomen einer Trennung, eines Aufbegehrens gegen die Auflösung in letztlich tödlicher Indifferenz. Man sucht den Schmerz, um sich selbst zu fühlen. Und man sucht die Entschuldung durch den Schmerz.
Ferdinand Céline, Reise ans Ende der Nacht, 270f.:
"Man ist vielleicht das Leben lang auf der Suche nach dem Schmerz, nach ihm allein, nach dem größten Schmerz, den man finden kann, um man selbst zu werden, ehe man sterben muß."
|