Die Gedanken der Pathognostik hätten eine größere Verbreitungschance, wäre die Sprache, in der sie verfasst sind, nicht so sperrig. Verständlich, dass sie nicht immer als Einladung wirkt, sich auf die Ideen der Pathognostik einzulassen.
"Mitgewirkt daran habe nicht zuletzt ich selbst, insofern es mir kaum gelang, zulänglich exoterisch plakativ zu schreiben, fortwährend vielmehr ich die Schriftfaktur, wenngleich immanent nichts als angemessen, verkomplizierte ..."
Rudolf Heinz, Hinführung zu einer Psychoanalyse der Sachen (Pathognostik), 9
Es gibt sachliche Gründe für die Kompliziertheit der Texte:
"Kaum machte es mir Mühe, meinen Verbalfetischismus, die Zirkusspitzen meiner psychosenmimetischen Fachsprachlichkeit, anspruchsreduzierend quasi ad usum Delphini, plan eindeutschend zu ermäßigen. Warum aber tue ich es nicht? (...) Weil allzuviel der Sorgfalt an semantischer Differenzierung verlorenginge, und, vor allem, weil gnädige Versimpelung nur zum Schein den angemessenen Nachvollzug der spekulativen Gehalte - Grenze trügerischer Didaktik - erleichterte."
Rudolf Heinz: Pathognostisches Minivademecum; in: Pathognostische Interventionen I, 89
Die Textverfremdung durch Neologismen lässt sich als Symptom entziffern, das etwas über das Produktionsmotiv von Schrift verrät. Es ist eine Störung des zweckrationalen Gebrauchs von Sprache, ein Gebrauchstreik der Sprache.
Schrift/Schreiben ist eine inzestuöse Assimilation des Mutterkörpers und die Textverfremdung durch Neologismen wäre eine Inzestabwehr, eine Einbringung von Differenz.
Die Schuld des Schreibens soll in die Schrift übergehen: "Schuldtilgung durch Schuldvollstreckung" (Rudolf Heinz, mündliche Mitteilung).
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